Die Aussagen und Informationen vieler wissenschaftlicher Arbeiten lassen sich nicht ausschließlich in Schriftform darlegen. Philosophie, Mathematik, Informatik, die meisten Naturwissenschaften und viele geisteswissenschaftliche Arbeiten nutzen formale Sprachen zur Aufbereitung und Vermittlung von Informationen. Berechnungen, Programmcode, (formale) Logik und analytische Graphiken sind nur wenige Nutzungsbeispiele derartiger Sprachen. Sie bilden in vielen Arbeiten, die auf sie zurückgreifen, das Rückgrat der Gesamtaussage und bilden daher den Hauptfokus des Interesses. Umso ärgerlicher ist es, dass gerade das Erstellen dieser Textbestandteile NutzerInnen vieler Textverarbeitungsprogramme vor Probleme stellt. Gerade bei der Nutzung mehrerer Geräte und beim Druck werden teils aufwändig erstellte und formatierte Textbausteine 'zerschossen'. LaTeX stellt eine Alternative zu Textverarbeitungsprogrammen wie Microsoft Office und Open Office dar, die genau diesen Problemen sehr gut begegnen kann.
LaTeX ist eine Auszeichnungssprache und das zugehörige Dateiformat für digitale Texte, d.h. eine für Maschinen lesbare Sprache zur Formatierung und Gliederung von Texten und Daten. Viele Textverarbeitungsprogramme (Microsoft Office Word, Open Office etc.) arbeiten nach dem Prinzip WYSIWYG (What-you-see-is-what-you get). Bei ihnen wird das Dokument am Bildschirm exakt so angezeigt, wie es bei der Ausgabe auf einem anderen Gerät aussieht - oder besser: aussehen sollte. Wir alle kennen Verschiebungen von Dokumenten und Präsentationen beim Transfer auf andere Computer oder beim Druck. Hinzu kommen häufig Schwierigkeiten bei der Formatierung und beim Einfügen von Bildern, Sonderzeichen, Formeln, Berechnungen und Tabellen. Derartige Probleme ergeben sich bei dem plattformunabhängigen und sehr ausgereiften Softwarepaket LaTeX nicht. Hier wird der Text nicht nach dem WYSIWYG-Prinzip verfasst, sondern durch die Verwendung eines logischen Markup. Zur Gliederung und Formatierung werden Textpassagen mit Befehlen versehen, die später von einem Kompilierer zu einem Textdokument (zumeist) im ebenfalls plattformunabhängigen PDF-Format verarbeitet werden. In der Präambel des Dokuments werden die Bibliotheken und Pakete geladen, die die spätere Umsetzung der Befehle bestimmen. Da für die meisten Betriebssysteme gut nutzbare LaTeX-Installationen existieren, lässt sich die Kompilierung des TeX-Files in andere Ausgabeformate wie PDF auf anderen Rechnern wiederholen - mit dem exakt selben Ergebnis.
Durch die Erstellung des finalen Dokuments durch Berechnungen nach Abschluss seiner Verfassung lassen sich einige Vorgänge automatisieren und vereinfachen. Deckblatt, Inhaltsverzeichnis und alle weiteren Verzeichnisse (Abbildungen, Tabellen, Graphiken etc.) lassen sich durch die Eingabe eines einfachen Befehls automatisch erstellen und bei Bedarf formatieren. Das gleiche gilt für die Bild- und Tabellennummerierung, Querverweise und nicht zuletzt den Gesamtsatz des Dokuments, der sich an der bis in das Mittelalter zurückreichenden Buchkanon-Tradition orientiert.
Die Vorteile von LaTeX gegenüber WYSIWYG-Textverarbeitungsprogrammen liegen auf der Hand: kein Ärger mit Umformatierungen bei der Nutzung verschiedener Computer; automatische Nummerierung von Bildern und Tabellen; automatisches Einfügen von Seitenzahlen, Abbildungs- und Tabellennummern etc. bei Verweisen; automatisches Erstellen von Verzeichnissen; etc.
(La)TeX-Dokumente können in jedem beliebigen Texteditor erstellt und gelesen werden. Erst für den Kompilierungsvorgang wird spezielle Software benötigt. Diese steht im Internet frei zum Download zur Verfügung und kann auf jedem beliebigen Rechner installiert werden. Der zumeist enthaltene Texteditor ermöglicht ein einfaches und zeitnahes Aktualisieren und Weiterbearbeiten der Dokumente. Voreingestellte Vorlagen für Dokumente wie Monographien, Aufsätze, Artikel und Präsentationen ermöglichen einen schnellen Einstieg in ein neues Dokument. Auf Wunsch kann die Formatierung der Vorlagen angepasst oder eine neue Vorlage erstellt und für spätere Dokumente gespeichert werden.
Nach der Festlegung der Rahmenbedingungen für das Dokument kann die eigentliche Textarbeit beginnen. Der Fließtext selbst wird wie in jedem anderen Textverarbeitungsprogramm eingetippt. Sonderzeichen können durch Befehle oder einen Klick auf das entsprechende Symbol in der bereitgestellten Werkzeugpalette eingefügt werden. Um eine Textpassage zu formatieren, wird sie mit dem entsprechenden Befehl umgeben. So führt die Eingabe \textit{Kursivdruck} zu der Ausgabe Kursivdruck im kompilierten PDF. Überschriften, Absätze und Leerzeilen werden ebenfalls durch Befehle eingegeben.
Abschließend wird das Dokument vom Kompilierer zu dem gewünschten Ausgabeformat, beispielsweise einem PDF-Dokument, verarbeitet. Nach der Sichtung des PDFs gewünschte Änderungen können in das TeX-File eingegeben werden. Nach einer erneuten Komprimierung erscheint das Dokument in der neuen Formatierung.
LaTeX bietet vielfältige Möglichkeiten zur Einbindung von Bildern und zum dokumenteninternen Erstellung von Formeln, Tabellen und Graphiken.
Externe Dateien können über einen einfachen Befehl eingebunden und bei Bedarf formatiert und/oder mit Beischriften versehen werden. Interne Formeln, Berechnungen, Tabellen und Graphiken können durch die Eingabe von Befehlen mit entsprechenden Parametern erzeugt werden. Jedem Symbol entspricht ein Befehl, der beim Kompilieren zum gewünschten Symbol übersetzt werden. Weitere Befehle ermöglichen das Anlegen und Formatieren von Tabellen. Graphiken können durch die Eingabe von Befehlen, die geometrische Formen, Linien und Beschriftungen an Rasterpunkten zeichnen, realisiert werden.
Der von dem/der VeranstalterIn bereitgestellte Computer lädt die in vielen Stunden sorgsam erstellte Powerpoint-Präsentation - und die gesamte Formatierung ist verschoben. Der Vortrag lässt sich zwar halten, doch er wird durch den negativen Eindruck einer nicht gut formatierten Präsentation getrübt. Durch die Bereitstellung von Paketen, die speziell auf die Erstellung von Präsentationen ausgerichtet sind, begegnet LaTeX diesem Problem. Die Präsentation wird als PDF auf den Veranstaltungscomputer übertragen und im Lesemodus abgespielt. Kompatibilitäts- und Formatierungsprobleme entfallen. Durch seine umfangreichen Pakete ermöglicht LaTeX das Erstellen individueller Hintergründe, das Einbinden externer Dateien, Verlinkungen zwischen den Seiten und vieles mehr - kurzum alles, was für eine gelungene Präsentation benötigt wird. Ganz ohne Formatierungs- und Kompatibilitätsprobleme.